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Die Arbeitswelt der Softwarebranche zwischen Freiheit und Struktur

geschrieben_von

Franziska Vonaesch

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Die Resultate der umfassendsten Studie zum Thema neue Arbeitsformen in der Softwarebranche liegen vor.

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Die aktuellen Ergebnisse des Swiss Software Industry Survey (SSIS) der Universität Bern liegen vor. Der SSIS liefert verlässliche Kennzahlen zur Umsatz- und Mitarbeiterentwicklung der Schweizer Softwareindustrie. Zusätzlich setzt die Studie jedes Jahr einen thematischen Schwerpunkt. Im Zentrum der diesjährigen Ausgabe steht die Arbeitswelt im Wandel. Sie untersucht, wie die Schweizer Softwarebranche Arbeit organisiert und neue Formen der Zusammenarbeit gestaltet.

Vertrauen statt Hierarchie

Schweizer Softwareunternehmen zählen zu den Vorreitern, wenn es um neue Formen der Zusammenarbeit geht. Viele Unternehmen sind dezentral organisiert und arbeiten mit flachen Strukturen. Das eröffnet den Mitarbeitenden grossen Handlungsspielraum, verlangt aber auch ein hohes Mass an Eigenverantwortung. Neue Ideen entstehen oft direkt in den Teams oder bei einzelnen Mitarbeitenden, dort, wo der Alltag der Entwicklung stattfindet.

Charakteristisch für die Branche ist eine ausgeprägte menschenzentrierte Kultur. Sie beruht auf Vertrauen, gegenseitiger Unterstützung und starkem Gemeinschaftsgefühl. Besonders kleinere Firmen pflegen sie und stärken damit Selbstorganisation und Zusammenhalt.

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Die Schweizer Softwarebranche lebt flexible und moderne Arbeitsformen wie keine andere Branche. Diese Fortschrittlichkeit und Innovationskraft sind die besten Antworten auf wirtschaftlichen Gegenwind.

Jon Fanzun, CEO Swico

Wer in Menschen und Kompetenzen investiert, bleibt widerstandsfähig und setzt Trends für den gesamten Arbeitsmarkt.

Viel Freiheit, wenig Struktur – ausser beim Lohn

Auf die gelebte Offenheit folgt jedoch kein völliger Regelverzicht. Eine Ausnahme bilden Lohnfragen, die weiterhin traditionell geregelt und grossteilig vom Management bestimmt werden. In grösseren Firmen sind zudem formale Abläufe, etwa bei Trainingsprozessen, stärker ausgeprägt als in kleineren Betrieben. 

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Viele Unternehmen sehen ihre Aufgabe heute darin, Individuen zu stärken und Vertrauen zu fördern. Gleichzeitig wird deutlich, dass Teams klare Strukturen brauchen, um ihre Selbstorganisation wirksam umzusetzen.

Alain Gut, Leiter IG Software, Services & Consulting bei Swico
Daraus ergibt sich ein stärkerer Fokus auf das Middle Management. Nicht als Rückkehr zu alten Modellen, sondern als Ergänzung zu mehr Eigenverantwortung.
Viel Freiheit, wenig Struktur – ausser beim Lohn

Doppelt so viel KI-Nutzung wie im Vorjahr

2025 setzen über 80 Prozent der Schweizer Softwareunternehmen KI in der Softwareentwicklung ein. Das ist fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Besonders bemerkenswert ist, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen (52.5 Prozent) ihren Mitarbeitenden die Wahl der KI-Tools überlässt. Bei klassischen IT-Tools ist die Entscheidungsfreiheit deutlich geringe und liegt bei lediglich 36.9 Prozent. 

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Es scheint, dass sich viele Unternehmen offenbar in einer Experimentierphase mit KI befinden.

Prof. Jens Dibbern, IWI Universität Bern
Doppelt so viel KI-Nutzung wie im Vorjahr

Mehr Zufriedenheit macht (noch) kein Mehrprofit

Schweizer Softwareunternehmen verzeichnen steigende Mitarbeitenden- und Kundenzufriedenheit, während Umsatz und Profit bislang kaum zugenommen haben. Auffällig ist, dass Firmen, die neue Formen der Zusammenarbeit aktiv fördern und auf Eigenverantwortung und Kompetenzentwicklung setzen, besonders positive Entwicklungen zeigen.

Mehr Zufriedenheit macht (noch) kein Mehrprofit

Allgemeine Kennzahlen
Die Wachstumserwartungen bleiben positiv

Die Umsatzprognosen der Schweizer Softwareunternehmen fallen erneut positiv aus. Für 2025 wird ein Plus von 4.3 Prozent erwartet, für 2026 ein Anstieg um 9.0 Prozent. Gleichzeitig bleibt der Druck auf die Margen hoch. Mit 6.4 Prozent liegt die durchschnittliche EBIT-Marge auch 2024 unter der Zehn-Prozent-Marke und damit auf dem Niveau der Vorjahre.

Die Wachstumserwartungen bleiben positiv

Höhere Mitarbeiterfluktuation

In der Schweizer Softwarebranche hat die Fluktuation 2024 deutlich zugenommen. Der Anteil der Mitarbei-tenden, die ihr Unternehmen verlassen haben, stieg von 8.6 auf 15.1 Prozent. Besonders stark betroffen waren Beratungsfirmen mit einer Fluktuationsrate von 19.8 Prozent. Erfasst sind sowohl freiwillige Kündigungen als auch Entlassungen. Der Anstieg dürfte einerseits mit der hohen Mobilität von IT-Fachkräften zusammenhängen, andererseits mit dem angespannten wirtschaftlichen Umfeld, das in vielen Unternehmen zu Restrukturierungen führt.

Höhere Mitarbeiterfluktuation

Erneut wachsendes Exportgeschäft

Der Auslandsumsatz der Schweizer Softwareindustrie ist 2024 erneut gestiegen von 7.5 auf 11.1 Prozent. Damit überschreitet er erstmals die 10-Prozent-Marke. Wichtigster Exportmarkt bleibt Deutschland.

Bund, Kantone und Gemeinden bleiben für die Schweizer Softwarebranche ein wichtiger Markt. 2024 stammen 18.6 Prozent des Branchenumsatzes aus öffentlichen Aufträgen. Der Anteil hat sich gegenüber den Vorjahren stabil entwickelt. Damit bleibt die öffentliche Hand seit Jahren eine verlässliche Abnehmerin von Schweizer Software.

Weitere Informationen über den SSIS 2025

Die jüngste Studie liefert bereits zum elften Mal Kennzahlen, Trends und Thesen zur Softwareindustrie. Neben Aussagen zum Wachstum und der Profitabilität gibt sie Aufschluss darüber, wie die Schweizer Softwareindustrie Arbeit organisiert. Die Umfrage liefert weltweit die umfassendsten Resultate.

Der SSIS wird von der Abteilung Information Engineering am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern, sieber&partners und Swico durchgeführt. Die Studie beantwortet haben 463 Softwareunternehmen in 20 Kantonen und 3 Sprachregionen.

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