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Öffentliche IKT-Beschaffung zwischen Anspruch und Wirklichkeit

geschrieben_von

Simon Ruesch

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Öffentliche Ausschreibungen sind ein Schlüsselmarkt für die ICT-Branche – doch Bürokratie und Innovationsbarrieren bremsen das Potenzial. Eine Swico-Umfrage zeigt: Es braucht bessere Verfahren, mehr Qualitätswettbewerb und echte Chancen für KMU.

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Öffentliche Ausschreibungen dienen der Schweizer ICT-Branche sowohl als Umsatzquelle als auch als wichtiges Schaufenster für innovative Technologien. Die öffentliche Hand ihrerseits profitiert von digitalen Lösungen. Bürokratische Hürden und mangelnde Innovationsoffenheit verhindern jedoch, das volle Potenzial dieser Zusammenarbeit zu nutzen. Swico setzt sich aktiv dafür ein, diese Herausforderungen zu bewältigen. 

Die öffentliche Hand zählt zu den bedeutendsten Auftraggebern der Schweiz. Der Bund allein investierte 2024 rund 883 Millionen Franken in Informatik. Das ist wenig überraschend, da die ICT-Branche Lösungen liefert, die staatliche Prozesse digitaler, effizienter und nachhaltiger gestalten. Besonders gefragt ist dabei die Innovationskraft der KMU. 

Eine aktuelle Swico-Umfrage unter Mitgliedsunternehmen zeigt, fast die Hälfte der Unternehmen reicht jährlich mehr als zehn Offerten für öffentliche Ausschreibungen ein. Dennoch macht der daraus resultierende Umsatz bei den meisten weniger als 25 Prozent ihres Gesamtumsatzes aus. Das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag bleibt herausfordernd. 

Übersicht über die grössten Herausforderungen für ICT-Anbieter bei öffentlichen Ausschreibungen – Gründe warum von einer Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen abgesehen wird.

Grafik: Was hält Sie generell davon ab, an öffentlichen Ausschreibungen teilzunehmen?

Vor allem KMU kämpfen mit überbordender Bürokratie und unklaren Anforderungen in Ausschreibungsverfahren, die oft den niedrigsten Preis über die beste Lösung stellen. Dies steht im Widerspruch zu den Zielen des revidierten öffentlichen Beschaffungsrechts. Jon Fanzun, CEO von Swico, betont: «Die öffentliche Beschaffung muss so gestaltet werden, dass die besten Lösungen zum Zug kommen, nicht die billigsten. Gerade unsere KMU stehen bereit, den Staat mit innovativen, qualitativ hochwertigen Angeboten zu unterstützen.»

Laut Studie sehen 90 Prozent der befragten Unternehmen den Qualitätswettbewerb weiterhin als ungenügend an. Über 80 Prozent vermissen echte Verbesserungen in der KMU-Freundlichkeit seit der Gesetzesrevision 2021. Die Schweiz als KMU-Land verfügt über ein enormes Innovationspotenzial. Doch Prototypen oder agile Dialogverfahren bleiben die Ausnahme, obwohl gerade sie bei komplexen digitalen Projekten erheblichen Mehrwert bieten könnten.

Einschätzung, ob die Bedeutung von Qualitäts-bezogenen Kriterien im Vergleich zu Preis-bezogenen im Kontext der öffentlichen Beschaffung seit Inkrafttreten des revidierten öffentlichen Beschaffungsrechts 2021 gestärkt wurde.

 

Grafik: Wenn Sie an das im Jahr 2021 in Kraft getretene, öffentliche Beschaffungsrecht sowie die Entwicklungen seither denken: Wurde der Qualitäts- gegenüber dem Preiswettbewerb bei öffentlichen Ausschreibungen gestärkt?

Positiv bewerten die Unternehmen hingegen den Aspekt der Nachhaltigkeit. Knapp 61 Prozent sind überzeugt, dass dieser Faktor seit Inkrafttreten des neuen Beschaffungsrechts stärker gewichtet wird. 

Einschätzung, ob die Bedeutung des Kriteriums «Nachhaltigkeit» im Kontext der öffentlichen Beschaffung seit Inkrafttreten des revidierten öffentlichen Beschaffungsrechts 2021 gestärkt wurde.

Wenn Sie an das im Jahr 2021 in Kraft getretene, öffentliche Beschaffungsrecht sowie die Entwicklungen seither denken: Wurde das Kriterium der Nachhaltigkeit bei öffentlichen Ausschreibungen gestärkt?

Swico engagiert sich auf mehreren Ebenen für Verbesserungen. Zum einen mittels dem IKT-Branchendialog mit dem Bund und fundierten Eingaben und Stellungnahmen zu Beschaffungs-relevanten Themen. Zum anderen durch praxisnahe Hilfestellungen wie Checklisten und Merkblätter.

Die Forderungen sind klar formuliert. Ausschreibungen müssen einfacher, verständlicher und umsetzbarer werden. Anforderungen sollten realistisch sein und Referenzen nachvollziehbar und unbürokratisch anerkannt werden. Zudem braucht es mehr Offenheit für neue Lösungen. Die Schweizer ICT-Branche entwickelt international wettbewerbsfähige Produkte, insbesondere auch im Bereich Künstliche Intelligenz. Swico-Mitgliedsunternehmen zeigen mit konkreten Anwendungen, wie KI bereits heute viele Lebens- und Wirtschaftsbereiche positiv prägt.

Die Ambition muss es sein, das volle Potential digitaler Lösungen und der entsprechenden Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und ICT-Anbietern zu nutzen. Sodass wir einen echten Win-Win-Win für die öffentliche Hand, die Allgemeinheit und die Branche schaffen.

 

Die Umfrage auf einen Blick

Zielsetzung: Evaluierung der Auswirkungen des revidierten Beschaffungsrechts aus der Perspektive von Swico und seinen Mitgliedern

Zielgruppe: Swico-Mitgliedsunternehmen mit Aktivitäten im Bereich der öffentlichen IKT-Beschaffung

Erhebungszeitraum: 14. März bis 4. April 2025

Teilnehmende: 38 Swico-Mitgliedsunternehmen

Unternehmensprofile

  • Unternehmensgrösse:
    • 32 % Grossunternehmen (über 250 Mitarbeitende)
    • 26 % Mittlere Unternehmen (50–249 Mitarbeitende)
    • 26 % Kleine Unternehmen (10–49 Mitarbeitende)
    • 16 % Mikrounternehmen (1–9 Mitarbeitende)
  • Unternehmensstruktur:
    • 37 % gehören zu einem Konzern oder einer Unternehmensgruppe
    • 63 % eigenständige Unternehmen
  • Ausschreibungsbeteiligung pro Jahr:
    • 45 % mehr als 10 Teilnahmen
    • 21 % 5–10 Teilnahmen
    • 34 % weniger als 5 Teilnahmen

Kontaktperson:

Simon Ruesch

Simon Ruesch

Head Legal & Public Affairs / GL-Mitglied
+41 44 446 90 89
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