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Swico@Masters of Digital: Vier Takeaways der Konferenz

geschrieben_von

Benjamin Christof Perren

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Unter dem Motto «Europe 2030: A Digital Powerhouse» veranstaltete Digitaleurope letzte Woche seine jährliche Masters of Digital-Konferenz. Swico war bei der Veranstaltung vertreten – und bringt vier zentrale Takeaways aus Brüssel mit.

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Hier unsere vier Takeaways aus Brüssel:

1. Weniger Regulierung, mehr Implementierung!

Die Konferenzteilnehmenden sind sich einig: Die EU reguliert zu viel. VertreterInnen der Wirtschaft, Verbände und Politik sprechen sich deutlich für einen vorläufigen Stopp der Regulierungsbemühungen aus, um Zeit für die Implementierung zu schaffen. Die Teilnehmenden fordern die EU auf, ihre Governance zu verbessern und eindeutige Richtlinien zur Einhaltung der Vorschriften herauszugeben. Insbesondere für KMU und Startups ist dies zentral, da sie sich im Regulierungsdschungel nur schlecht zurechtzufinden und oft befürchten, «mit einem Bein im Gefängnis zu stehen».

Ebenso wichtig ist, dass es innerhalb der EU eine einheitliche, und nicht 27 verschiedene Regulierungen gibt. Neben einzelstaatlichen gesetzgeberischen Massnahmen erschwert auch die uneinheitliche Umsetzung des EU-Rechts das Funktionieren des Binnenmarkts. Unternehmen müssen bei der digitalen Regulierung eine wachsende Anzahl an Institutionen konsultieren oder an sie berichten. Gepaart mit unterschiedlichen Auslegungen des EU-Rechts macht dies die effiziente Skalierung in Europa doppelt schwierig.

2. Europa als «KI-Powerhouse»

Dass KI unsere Welt fundamental verändern wird, steht an der Konferenz nicht zur Debatte. Viel dringender stellt sich die Frage, wie Europa zu einem KI-Powerhouse werden kann. Es gibt zwei grosse Hürden für KI-Innovation und -Entwicklung in der EU. Erstens der Mangel an Kapitalinvestitionen (etwa 61 % der weltweiten KI-Finanzierung fliessen an US-Unternehmen, 17 % an chinesische, nur 6 % gehen an EU-Start-ups). Zweitens – wie oben erwähnt – das komplexe und teilweise fragmentierte regulatorische Umfeld.

Seitens der Wirtschaft sind die Forderungen an die EU-Politik eindeutig: klare gesetzliche Vorgaben, die Raum für Forschung und Innovation bieten und Compliance-Kosten niedrig halten. In diesem Zusammenhang glaubt die Mehrheit der Teilnehmenden (64 %), dass der AI Act einen positiven Einfluss auf die KI-Entwicklung in der EU haben wird. Begrüsst wird beim AI Act speziell das geplante AI-Office der EU und die regulatorischen «Sandboxes». Diese regulatorischen «Real-Labore» sollen die Compliance erleichtern, indem Unternehmen ihre KI-Produkte unter Einbezug der Aufsichtsbehörden testen können.

3. Digitale Skills (für alle)

Wir alle wissen, dass die Digitalisierung für Unternehmen disruptiv ist und dass Unternehmen digitale Kompetenzen intern fördern müssen. Die Konferenz verdeutlichte jedoch, dass es nicht ausreicht, einige hochqualifizierte Tech-Spezialisten und -Spezialistinnen im Unternehmen zu haben. Die ganze Belegschaft – von Mitarbeitenden bis hin zur Geschäftsleitung – benötigt breit-gefächerte digitale Grundkompetenzen in Cybersicherheit, Anwendung von KI und Digitalisierung von Prozessen. Dies steigert nicht nur die Produktivität und Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens, sinadern auch dessen Innovationskraft. 

Dem gegenüber steht der Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI 2022). Nur 26 Prozent der EuropäerInnen verfügen über mehr als grundlegende digitale Fähigkeiten. 46 Prozent der EU-BürgerInnen besitzen sogar keine digitalen Grundkenntnisse. Der Appell der Konferenz ist entsprechend einstimmig: Diese Werte müssen verbessert werden, da ein dynamischer Talentpool für den Erfolg der europäischen Digitalwirtschaft matchentscheidend ist.

4. Ein sektorübergreifender Erfolgsfaktor

Von Energie und Nachhaltigkeit über Telekommunikation bis hin zum Gesundheitswesen bieten digitale Technologien enorme Möglichkeiten für bahnbrechende Entwicklungen.

Aktuell sehen sich Unternehmen jedoch mit Herausforderungen konfrontiert, diese Chancen zu nutzen: Die Einführung von 5G in Europa verlief langsam. Die Einführung von 6G läuft Gefahr, die gleichen Fehler zu wiederholen. Digitale Technologien haben noch nicht die Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung übernommen, die sie haben könnten. Fehlende Interoperabilität und Standardisierung sowie veraltete Infrastruktur erschweren die Anwendung und Skalierbarkeit digitaler Produkte im Gesundheitswesen.

Um die Chancen der Digitalisierung als sektorübergreifenden Erfolgsfaktor zu nutzen, muss die EU digital denken. Sie muss eine politische Strategie entwickeln, die die richtigen Anreize setzt, Investitionen in die digitale Infrastruktur fördert und regulatorische Anforderungen strafft und vereinheitlicht.

Was bedeutet das für die Schweiz?

Die digitale Zukunft Europas erfordert einheitliche, innovationsfreundliche Regulierungen, breite digitale Kompetenzen und sektorübergreifende strategische Anreize. Europa kann zu einem «Digital Powerhouse» werden – dafür müssen die Chancen der Digitalisierung jedoch optimal genutzt und mutige, politische Massnahmen ergriffen werden. Auch die Schweizer Politik muss die Zeichen der Zeit erkennen. Es steht ausser Frage, dass Schweizer Unternehmen für die Teilnahme am europäischen Binnenmarkt EU-Regulierung übernehmen müssen. Die Bilateralen III oder eine EU-konforme Schweizer Digital-Regulierung mit klarer Rechtssicherheit würden den regulatorischen Aufwand für die Schweizer ICT-Branche deutlich verringern.

Benjamin Perren (rechts), Public Affairs Manager von Swico, nutze den Event, um sich mit Yann Finger, Director for Operations & Intelligence von Digitaleurope, auszutauschen.
Benjamin Perren (rechts), Public Affairs Manager von Swico, nutze den Event, um sich mit Yann Finger, Director for Intelligence & Operations von Digitaleurope, über kommende EU-Regulierungen auszutauschen.

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